Das Spektrum der Krankheitsbilder am Herzen und Gehirn ist komplex. Das klinische Erscheinungsbild kann vielschichtig und die Betroffenheit der Organe diffus sein. Oft bedingen sich verschiedene Faktoren gegenseitig. Der Krankheitsverlauf bei Diabetes ist im Regelfall schwerer als ohne Diabetes. Sind zum Beispiel die Gefäße an den Beinen schon geschädigt, folgt danach oft ein weiteres Problem oder mehrere. Bluthochdruck (Hypertonie), Übergewicht, Fettstoffwechselstörung (Dyslipidiämie) und ein Lebensstil mit Rauchen, Bewegungsmangel und regelmäßigem Alkoholkonsum beschleunigen den Verlauf.
Am Herzen ist meist die Minderdurchblutung in den großen Arterien, den Herzkranzgefäßen, für Ereignisse verantwortlich. Die Durchblutungsstörung zeigt sich als koronare Herzkrankheit (KHK) mit Betroffenheit von einem oder mehreren Gefäßen. Diabetes verändert die Binnenstruktur im Herzmuskel (Myokard). Der Umbau der Herzstruktur schränkt zum Beispiel die Pumpleistung des Herzens ein. Zusätzlich werden die Fließeigenschaften des Blutes ungünstig beeinflusst. Das Blut bei Menschen mit Diabetes ist nicht nur „süß“, sondern auch dickflüssiger. Es besteht eine höhere Neigung zu Entzündungen. Und der Energiestoffwechsel im Herzen ist gestört. Die erforderliche Energie kann nur bedingt zur Verfügung gestellt werden. Liegt gleichzeitig eine Nervenstörung (autonome Neuropathie) vor, werden körperliche Signale kaum oder gar nicht wahrgenommen. Die Neuropathie als Langzeitfolge von Diabetes kann verhindern, dass typische Infarktanzeichen (Angina pectoris-Symptome) wie Luftnot oder Enge, Druck und Schmerzen in der Brust rechtzeitig bemerkt werden. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Situationen, die das Leben bedrohen.
Am Gehirn kann die Minderdurchblutung in den hirn- und halsversorgenden Arterien zum Schlaganfall (Insult) führen und gravierende Folgen wie Halbseitenlähmung oder kognitive Ausfälle nach sich ziehen. Außer den großen Arterien (Makroangiopathie) können aber auch kleine Arterien (Mikroangiopathie) von der Verschlusskrankheit betroffen und für lakunäre (kleinere) Hirninfarkte ursächlich sein. Tritt dieser kleine Infarkt an einer zentralen Stelle im Gehirn auf, kann er einen größeren Insult auslösen. Doch selbst kleinere Hirninfarkte haben auf Dauer Auswirkungen. Sie schädigen die Struktur der weißen Substanz, das heißt die Verbindungsstränge im Gehirn, die Defizite hinterlassen können: von gestörtem Gangbild und Gleichgewicht über psychische Einschränkungen bis zu Antriebslosigkeit und geistiger Unschärfe. Bislang noch nicht endgültig geklärt, aber vermutlich miteinander verknüpft sind Einbußen der kognitiven Leistung bis zur Demenz aufgrund der Schädigung von kleinen Blutgefäßen. Ergänzend können auch Unterzuckerungen (Hypoglykämien) die Hirnleistung beeinflussen, vor allem wenn sie häufig auftreten.